Russland verliert nach Beschädigung der Startrampe die Fähigkeit zur bemannten Raumfahrt

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Russland verliert nach Beschädigung der Startrampe die Fähigkeit zur bemannten Raumfahrt

Russland hat vorübergehend die Fähigkeit verloren, Menschen in den Weltraum zu befördern, nachdem seine einzige aktive Startrampe im Kosmodrom Baikonur in Kasachstan beschädigt wurde. Dieser seit 1961 beispiellose Vorfall ereignete sich am 27. November beim Start der Sojus-Raumsonde MS-28, die drei Astronauten zur Internationalen Raumstation (ISS) beförderte.

Vorfalldetails

Die Sojus MS-28 brachte die russischen Kosmonauten Sergey Kud-Sverchkov und Sergei Mikaev zusammen mit dem NASA-Astronauten Chris Williams erfolgreich für eine achtmonatige Mission zur ISS. Allerdings bestätigte Roskosmos, die russische Raumfahrtbehörde, nach dem Start, dass Standort 31/6 nicht näher bezeichnete Schäden erlitten habe. Augenzeugenberichte deuten darauf hin, dass eine 22 Tonnen schwere Serviceplattform, die für den Raketenzugang genutzt wurde, beim Start in den Flammengraben der Startrampe fiel, wahrscheinlich aufgrund einer unsachgemäßen Sicherung.

Konsequenzen und Alternativen

Der Verlust von Standort 31/6 führt dazu, dass Russland keine unmittelbaren menschlichen Startmöglichkeiten mehr hat. Zwar gibt es in Russland noch zwei weitere Kosmodrome, Vostochny und Plesetsk, doch keines davon ist derzeit für bemannte Sojus-Starts ausgerüstet. Die Abhängigkeit Russlands von Baikonur, das von Kasachstan für 115 Millionen US-Dollar pro Jahr gepachtet wurde, unterstreicht die begrenzte unabhängige Infrastruktur des Landes für die bemannte Raumfahrt.

Der Schaden entsteht dadurch, dass Russland seine ISS-Beteiligung reduziert und die Stilllegung der Station bis 2030 geplant ist. Die nächste bemannte Mission von Standort 31/6 ist für Juli 2026 geplant, während ein unbemannter Versorgungsflug für den 20. Dezember geplant ist. Ob die Reparaturen rechtzeitig abgeschlossen werden, bleibt ungewiss.

Historischer Kontext und Zukunftspläne

Standort 31/6 wurde mit über 400 erfolgreichen Starts im Jahr 2020 Russlands letzte Einsatzplattform, nachdem Standort 1/5 (Gagarins Start), der für Juri Gagarins historischen Flug von 1961 genutzt wurde, stillgelegt wurde. Teile der stillgelegten Gagarin’s Start könnten für Reparaturen wiederverwendet werden.

Russland plant außerdem, Standort 31/6 für Missionen zu nutzen, die den Bau seiner neuen russischen Orbital-Servicestation unterstützen, die 2027 beginnen soll. Da die ISS kurz vor der Stilllegung steht, verstärkt Russland seine Beziehungen zu China und verlässt sich möglicherweise auf chinesische Startanlagen für künftige Kosmonautenmissionen mit dem langfristigen Ziel, bis 2035 eine Mondbasis zu errichten.

Der Vorfall verdeutlicht die Verwundbarkeit Russlands in der bemannten Raumfahrt und wird seine Fähigkeit, seine Präsenz in Orbitalprogrammen aufrechtzuerhalten, auf die Probe stellen, insbesondere bei der Bewältigung seiner künftigen Partnerschaften und Infrastrukturbeschränkungen.